Wer sich für Hausboot-Ferien in Burgund entscheidet, hat die Wahl zwischen 1000 Kilometern an Wasserwegen und Kanälen, die historische Städtchen, prächtige Schlösser und unberührte Landschaften miteinander verbinden. Neben der atemberaubenden Natur genießt man auch die Grand Cru Weine und lukullischen Spezialitäten dieser französischen Provinz. Die Grande Saône ist einer der Flüsse, die man ohne Boots-Führerschein befahren kann, und „Le Boat“ bietet dazu die passende Unterkunft. Unter dem Motto „einfach, erholsam, komfortabel und freundschaftlich“ schipperte unsere Vierergruppe mit der HORIZON 4 von St-Joan-de-Losne nach Dijon und retour.
Wie man ein Boot navigiert, manövriert und schleust
In der Marina von St. Joan-de-Losne, einer der kleinsten Orte Frankreichs mit dem größten Flussjachthafen, begann unser Abenteuer. Unsere Hausboot-Ferien in Burgund starteten mit einer umfassenden Einweisung in die Bootsteuerung, grundlegende Technik und das Schleusen, vor dem jeder von uns ein wenig Bammel hatte. Die Route war übersichtlich im Bord-Buch mit den möglichen Anlegestellen markiert, und dazu wurden die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke beschrieben. Unsere Kapitänin hatte den Kühlschrank gut gefüllt, mit den lukullischen Produkten der Region und einem Begrüßungs-Crémant. So begann unsere Reise, begleitet von den guten Wünschen des Einweisungspersonals in Richtung Verdun sur le Doubs.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Nach einem opulenten Frühstück manövrierten wir unser Boot aus dem Hafen von St. Joan-de-Losne, um die erste Etappe unserer Hausboot-Ferien in Burgund nach Verdun sur le Doubs zurückzulegen. Bei einer maximalen Fahrgeschwindigkeit von 12 km/h, umgeben von purer Natur, genossen wir das Chillen am Oberdeck. Wir durchquerten grüne Landschaften, Auen und Wiesen, wo die berühmten Charolais-Rinder weideten, die Gusto auf ein fulminantes Abendessen machten. Beim Schleusen wurden wir auf die Probe gestellt, aber es klappte auf Anhieb. Auch das Einparken in der Marina von Le Petit Doubs gelang problemlos. Eine Stippvisite ins historische Verdun-sur-le Doubs mit seinen mittelalterlichen Häusern und dem einzigartigen Flair rundete den Tag ab.
Schiff ahoi!
Am nächsten Tag hieß es „Schiff ahoi“, leider bei trübem Wetter mit tiefhängenden Wolken, aber ohne Regen. So war ein entspanntes Navigieren an Deck dennoch möglich. Wir waren auf dem Weg nach Chalon sur Saône, einer Stadt mit gut erhaltenen Fachwerkhäusern, romantischen Türmchen, Befestigungsanlagen und Bastionen aus dem 16. Jahrhundert. Sehenswert ist das Bischofspalais aus dem 15. Jahrhundert, der Platz Saint-Vincent mit der Kathedrale und das Foto-Museum, das dem Erfinder der Fotografie Nicéphore Nièpce gewidmet ist. Das Restaurant „la Bourgogne“, untergebracht in einem schönen Fachwerkhaus, lockte mit regionalen Spezialitäten wie Froschschenkeln, Schnecken, Boeuf Bourguignon und Gourgères.
Am Saône-Ufer wurde mit Live-Musik, Essen und Trinken gefeiert, doch wir hatten eine Verabredung bei Caroline Fyot vom Weingut Château de Garnerot. Die beiden Besitzerinnen des Weinguts haben sich mit dem Kauf des historischen Anwesens einen Traum erfüllt und betreiben den Weinbau mit Herzblut und nach biologischen Prinzipien. Wir erfuhren von den Besonderheiten der Weinbergsarbeit und konnten einige ihrer exzellenten Weine verkosten, bevor wir uns mit den passenden Weinen für unser Grillfest an Bord eindeckten.
Leinen los – frühmorgens um 8 Uhr!
Am dritten Tag unserer Reise stand die längste Fahrt auf dem Programm, mit Ziel Seurre und anschließender Erkundung der „Cité de la Gastronomie et du Vin“ in Dijon. Für die 44 Kilometer waren sechs Stunden Fahrzeit berechnet, mit nur einer Schleuse – also eine äußerst entspannte Tour. Auf dem Weg gab es abwechslungsreiche Aussichten auf Schlösser und Weingüter am Ufer, Rinderherden auf den Wiesen und die Schleuse in Ecuelles. Ein fulminanter Mittagstisch an Bord und ein herrlich kaltes Bier beim Eintreffen in Seurre rundeten die Fahrt ab. In der Marina trafen langsam auch andere Boote ein, und es entstand eine lockere, freundliche Atmosphäre unter den Crews. Viel Zeit zum Ausruhen blieb jedoch nicht, denn die Welterbe-Stadt Dijon und das „Village Gastronomique“ erwarteten uns.
Die « Cité internationale de la Gastronomie et du Vin » als kulinarisches Highlight der Reise
Dijon, auch bekannt als die Stadt „mit hundert Türmen“, gilt als eine der schönsten Städte Frankreichs und ist ein Mekka für kunstaffine Gourmets aus aller Welt. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen der Herzogspalast im Herzen von Dijon mit dem Museum der Schönen Künste, die Kathedrale Notre Dame, die Kirche St. Michael und die alte Kornhalle. Besonders beeindruckend ist der vor kurzem eröffnete Food Court, die „Cité internationale de la Gastronomie et du Vin“, wo auf mehr als 6000 Quadratmetern alles, was Frankreich kulinarisch ausmacht, präsentiert wird. Dutzende Themen-Workshops, etwa 3000 Weine, Boutiquen, Restaurants mit Sterneküche, Museen und Ausstellungen machen diesen Ort zu einem Paradies für Genießer. Ein Muss ist auch der Besuch der Grand Chapelle, die eine über 800 Jahre alte Geschichte erzählt und die Geschichten rund um den Wein und die „Climats“ – besondere Weine, die eng mit ihrem Terroir verbunden sind – in den Vordergrund stellt.
Dijon ist noch heute bekannt als Senfstadt, und es gibt alle Variationen im Food Court zu probieren. Auch der berühmte „Kir“, der aus Weißwein und Crème de Cassis besteht, stammt aus Dijon und wurde nach dem Bürgermeister Felix Kir benannt, der das Getränk bei offiziellen Anlässen ausschenken ließ. Gerne wären wir in diesem Gourmet-Tempel länger geblieben, denn das Ambiente und die kulinarischen Feinheiten hätten das Essen im „Restaurant de la Porte Guillaume“ sicher um einiges getoppt.
Wehmut am letzten Abend
Ja, irgendwann ist auch die schönste Reise zu Ende. Doch nicht ohne, dass wir uns auf Deck noch zu einer Gitarren-Session trafen und die letzten Wein-Vorräte genossen. Als Kleingruppe hatten wir uns inzwischen gut kennengelernt und wären gerne noch weitergeschippert. In unseren Kajüten mit Bad hatten wir uns eingelebt, in der Bordküche einige leckere Gerichte zubereitet, und die Freiheit auf dem Boot wie ein Lebenselixier eingesogen. Am nächsten Tag sollte unsere Reise mit der Zugfahrt nach Besançon, wo wir auch starteten, enden.
Anmerkung der Redaktion: Diese Reise wurde unterstützt von Le Boat und Burgund Tourismus. Unsere Berichterstattung ist uns in ihrer Unabhängigkeit und Neutralität besonders wichtig. Die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der Autoren spiegeln ihre persönlichen Ansichten wider.