Der gebรผrtige Salzburger Linus Klumpner hat sich einen bemerkenswerten Ruf in der Kunst- und Kulturwelt erarbeitet. Nach seinem Kunstgeschichtsstudium in Salzburg und den USA arbeitete der 36-jรคhrige zunรคchst in den Mozart-Museen der Stiftung Mozarteum, in den Kunstsammlungen der Erzabtei St. Peter und im DomQuartier in Salzburg. Sein Weg fรผhrte ihn anschlieรend nach Wien, wo er an der รsterreichischen Galerie Belvedere als Executive Assistant fรผr kuratorische Aufgaben tรคtig war. Spรคter wechselte er zur Heidi Horten Collection, bevor er als kulturpolitischer Berater im Bundesministerium fรผr EU, Kunst, Kultur und Medien sowie im Kabinett des Auรenministers wirkte. Im Januar 2022 รผbernahm Klumpner die Leitung der Salzburger Mozart-Museen, wo er sich besonders auf die Digitalisierung und die Ansprache jรผngerer Zielgruppen konzentriert. Bei einem Grรผnen Veltliner sagte er uns, dass er eigentlich der Erbe Mozarts sei. Wie das? Wir haben ihm unsere 5 Questions gestellt.
1.
Sie sagen, dass Sie der โErbeโ von Mozart sind. Was veranlasst Sie zu dieser Aussage?
In der Tat gab es keine direkten Nachfahren des Wolfgang Amadรฉ Mozart mehr, da beide Sรถhne kinderlos blieben. Als die Familie sah, mit welch groรem Engagement sich die Bรผrgerschaft Salzburgs um das Andenken an den groรen Komponisten bemรผhte, stifteten die Witwe Mozarts, Constanze und die beiden Sรถhne die Besitztรผmer der Familie an einen Verein, der 1880 in die Internationale Stiftung Mozarteum รผberging. Heute besitzen wir hier also mit dem Erbe der Familie einen kostbaren Schatz aus Autographen und Originalinstrumenten Mozarts sowie Portrรคts und Memorabilia, die wir als Nachlassverwalterin fรผr kommende Generationen bewahren.
2.
Die beiden Mozart-Museen in Salzburg gehรถren zu den am meisten besuchten Museen, die einer kulturhistorischen Person gewidmet sind. Was macht den Reiz Mozarts auch heute noch aus?
Freilich kann man keinen Besitzanspruch stellen, wenn es um Mozart geht. Er ist auf der ganzen Welt prรคsent. Aber das Erlebnis in Salzburg, insbesondere den Mozart-Museen ist einzigartig: Dass man hier in die unverfรคlschte Atmosphรคre seines Geburtsortes eintauchen kann – da wo diese unglaubliche Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm – und man durch jene Gรคnge flanieren kann, durch die einst der groรe genius loci sauste, das macht die Gedenkstรคtten in Salzburg zu dem Publikumsmagnet der sie sind. Mit รผber einer halben Million an Besucherinnen und Besuchern zรคhlen wir heute somit in der Tat zu den beliebtesten Museen Europas.
3.
Ist Mozart – und damit auch die Besucher der Museen – eher fรผr ein etwas รคlteres Publikum oder spricht er auch die Jungen an?
Museen sind Orte an denen sich alle Generationen angesprochen fรผhlen mรผssen, das gilt freilich auch fรผr die Hรคuser der Stiftung Mozarteum. Allerdings ist es in dieser schnelllebigen Zeit kein leichtes unsere Inhalte nachhaltig zu vermitteln. Es braucht viel Fingerspitzengefรผhl, insbesondere wenn es um Mozart geht. Als Direktor habe ich aber eine ganz klare Zielsetzung. Einerseits muss jenes Publikum bedient werden, dass hierher kommt um dem Idol Mozart nahe zu sein, also ein kontemplatives Erlebnis sucht. Andererseits bin ich davon รผberzeugt, dass uns der Einsatz neuer Technologien helfen kann, insbesondere die Jugend fรผr den Kosmos Mozart zu begeistern. Ich konnte hier in den vergangenen Jahren vieles umsetzen, das auf eine auรerordentlich positive Resonanz stรถรt. Unser Auftritt bei Google Arts & Culture, die Einfรผhrung einer Multimedia-App im Museum oder ein immersiver Musikerlebnisraum im Geburtshaus sind nur einige Beispiele, die sich vor allem beim jรผngeren Publikum einer groรer Nutzung erfreuen.
4.
Wenn Wolfgang Amadeus Mozart heute in Salzburg leben wรผrde โฆ Wo kรถnnte man ihn treffen? Und was sind Ihre persรถnlichen Hotspots Salzburgs?
Vorweg darf ich eine kleine Anmerkung machen: „Amadeus“ ist in der Tat eine Kreation der 1990er Jahre. Mozart selbst hat stets mit „Amadรฉ“ unterzeichnet. In vielen Sprachen, insbesondere dem Englischen wird sich diese Bezeichnung aber wohl auch weiterhin halten. Aber, um auf die Frage zurรผckzukommen: Wolfgang Amadรฉ Mozart wรคre mit Sicherheit im Kaffeehaus anzutreffen gewesen, immerhin war ein Genussmensch, der insbesondere der Kulinarik zugetan war. Das wissen wir aus den zahlreichen Briefen der Familie. Ein Besuch im Tomaselli – immerhin das รคlteste Cafรฉ รsterreichs – ist also eine gute Mรถglichkeit auf seinen Spuren zu wandeln. Mozart war aber auch viel unterwegs, beispielsweise in der Basilika Maria Plain. Ein Besuch dort lohnt definitiv, dort hat man eine der schรถnsten Aussichten รผber Salzburg und das Voralpenland und der Ort ist schon noch ein gewisser Geheimtipp. Mein persรถnlicher Hotspot in der Stadt Salzburg bleibt aber der Alte Markt. Es ist einfach wundervoll in einem der zahlreichen Cafรฉhรคuser zu sitzen und das bunte Treiben der Stadt und das einmalige Flair zu genieรen.
5.
Wer durch Salzburg schlendert, kann Mozart gar nicht entgehen. Mozartkugeln z.B. gibt es an jeder Ecke. Was sind Ihre ganz persรถnlichen Mozart-Veranstaltung-Highlights รผber das Jahr gesehen?
Die Internationale Stiftung Mozarteum veranstaltet seit Ihrer Grรผndung hochkarรคtige Musikfeste und hat somit auch den Grundstein zu Salzburgs Rolle als musikalisches Herz Europas und zur Entstehung der Festspiele gelegt. Mit der jรคhrlich um Mozarts Geburtstag stattfindenden Mozartwoche veranstalten wir das erste Festival des Jahres, das den Reigen der musikalischen Genรผsse Salzburgs erรถffnet. Ende Jรคnner kann man hier die fรผhrenden Orchester sowie Solistinnen und Solisten in den einmaligen Rรคumlichkeiten der Stiftung erleben. Immerhin haben wir mit dem Groรen Saal, der seit heuer auch in restauriertem Glanz erstrahlt, einen der akustisch besten Konzertsรคle der Welt. In der Mozartwoche 2025 steht mit Monteverdis „LยดOrfeo“ eine Oper auf dem Spielplan. Unter dem Motto „Destination Mozart“ beleuchtet das Programm jene Komponisten, die Mozart nachhaltig beeinflusst haben und sein Oeuvre umfassend geprรคgt haben.