Blick auf die Ahlbecker Seebrücke im Sonnenuntergang
Blick auf die Ahlbecker Seebrücke, die wohl schönste Seebrücke auf Usedom. ©Usedom Tourismus GmbH / Dirk Bleyer

Usedom: Schatz in der Ostsee

Auf Usedom beendete Thomas Mann seinen berühmten Roman "Der Zauberberg". Auch heute noch begeistert die Ostsee-Insel mit ihrer Vielfältigkeit. Und natürlich mit dem 42 Kilometer langen Sandstrand.

Erstellt von: Elke Grewe
Erstellt von: Elke Grewe

Schon im 19. Jahrhundert  begeisterte die Insel Usedom Maler, Musiker, Komponisten, Dichter und Schriftsteller. Lyonel Feininger, Otto Niemeyer-Holstein, Thomas und Heinrich Mann, Theodor Fontane, Maxim Gorki und viele mehr zog die Insel in ihren Bann. Und das nicht  ohne Grund! Sie alle wurden von der Vielfalt, der Ruhe, der Landschaft und dem ganz besonderen Licht auf der Insel inspiriert. Sie erschufen hier Werke, die Usedom über die Inselgrenzen hinaus berühmt werden ließen. Thomas Mann beendete hier 1924 seinen berühmten Roman „Der Zauberberg“. Die Anziehungskraft von damals hat sich die 445 Quadratkilometer große Insel bis heute bewahrt. Nach wie vor nennt man Usedom wegen der Nähe zur Hauptstadt die „Badewanne der Berliner“, aber es lohnt sich unbedingt auch die vierstündige Autofahrt von Hamburg auf die Insel in Kauf zu nehmen. Die Eindrücke sind einmalig!

Die Seebrücke in Heringsdorf. Im Hintergrund das Hotel „Travel Charme Strandidyll Heringsdorf“ malerisch von viel Grün umgeben. ©KaiserbäderTourismusService GmbH / Michael Gielnik

Zwischen den Baumwipfeln leuchtet ein Riesenrad

Wir sitzen im italienisch anmutenden Garten des  Hotels „Travel Charme Strandidyll Heringsdorf“, einem 4 Sterne Superior Haus. Zu unserem Erstaunen sehen wir ein in der Dämmerung beleuchtetes Riesenrad zwischen den Baumwipfeln. „Das ist seit diesem Jahr neu, eines der größten transportablen Riesenräder der Welt“, erzählt uns stolz der Hoteldirektor Marcus Scharon. Der ambitionierte 45-Jährige, seit eineinhalb Jahren in dieser Position, will mit neuen innovativen Ideen Heringsdorf ein zeitgemäßes, aber gleichzeitig traditionelles  Image geben. „Am Abend werden wir in den Gondeln (bis 50 m Höhe) ein Drei-Gang-Menü servieren“, kündigt Scharon an. Auch regelmäßige Gartenkonzerte hat er jeden Dienstag im Hotel eingeführt. Nach Aufenthalten in renommierten Häusern wie das Neptun in Warnemünde, Vier Jahreszeiten und Marriott in Hamburg, Stationen in Las Vegas und Washington ist der gebürtige Rostocker wieder in seiner Heimat angekommen. Ja, stolz ist er schon auf die 143 fast fürstlich ausgestatteten Zimmer, davon sieben Suiten. Die beiden Restaurants „Belvedere“ und „Giardino“ verwöhnen die Gäste mit Gaumenfreuden. Im „Giardino“ erwartet sie eine regionale und mediterrane Küche. Im mehrfach ausgezeichneten „Belvedere“ verwöhnt Küchenchef Jan Kruse seine Gäste mit einer lukullischen Reise an die Ostsee – ein schöner Ostseeblick inklusive.

Travel Charme Strandidyll Heringsdorf
Reporterin Elke Grewe vor der mediterran anmutenden Hotelfassade des „Travel Charme Strandidyll Heringsdorf“. ©Uwe Bröhan

Und nicht zuletzt ist es diese mediterrane Leichtigkeit der 2001 fertiggestellten Hotelfassade mit ihren grazilen Verzierungen, die uns fasziniert und an die Bäderarchitektur im 19. Jahrhundert in Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin erinnert.

Hier trank schon der Kaiser seinen Tee

Die Villa Staudt
Die Bronzebüste von Kaiser Wilhelm I. vor der Villa Staudt. Er besuchte Heringsdorf bereits als junger Prinz. ©Usedom Tourismus GmbH / Hans Zaglitsch

Diese Bäderarchitektur aufzuspüren, ist allemal eine Reise auf Deutschlands zweitgrößte Insel Wert. Wir beginnen unseren Bummel bei der Villa Staudt aus dem Jahre 1873 an der Strandpromenade gelegen. Hier trank schon Kaiser Wilhelm II. mit der Frau Konsul Staudt Tee. Weiter geht es westlich von der etwas trubeligen Seebrücke in die Kulmstraße und wir bewundern die Villa Fontane, in der Dichter Theodor Fontane 1863 weilte. Ein paar Schritte weiter liegt die Villa Achterkerke, 1845 erbaut und eine der ältesten Villen. Wir spazieren durch den sehr ruhigen Teil von Heringsdorf bis in die Maxim-Gorki-Straße 13 (Richtung Bansin). In dem neoklassizistischen Haus, das heute Museum ist, erholte sich der russische Dichter Maxim Gorki 1922 von einem Lungenleiden. Nur ein paar Schritte weiter geht es in die Strandstraße 9, wo wir uns im Strandimbiss „Seebär“ kulinarisch stärken. Die Küche bietet auch polnische Spezialitäten wie gefüllte Piroggen an. Sehr lecker ist aber auch die Fischsuppe mit Seehechteinlage.

die Villa Achterkerke
Eine der ältesten Villen von Heringsdorf ist die Villa Achterkerke von 1845. ©Elke Grewe

Die „Königinnen“ sind die Seebrücken

Ja, Usedom-Neueinsteiger verlieben sich schnell in die vielen positiven Seiten dieser östlich gelegenen Insel. Allein der Strand ist 42 Kilometer lang und bis zu 70 Meter breit. Die längste Strandpromenade Europas verbindet die „Kaiserbäder“ Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin auf einer Gesamtlänge von 12,5 Kilometer grenzüberschreitend mit dem polnischen Swinemünde. Aber Usedoms ganzer Stolz sind die Seebrücken, die „Königinnen“ der  Insel. Die wohl schönste Seebrücke auf Usedom ist die historische Seebrücke in Ahlbeck. Der 1899 errichtete, anmutige auf Stelzen im Wasser stehende Gründerzeitbau mit seinen vier verspielten Türmchen zieht unzählige  Gäste an. Sie lassen sich auch gern in dem romantischen Brücken-Restaurant nieder, in dem man eine durchaus bezahlbare Küche genießt. In der ersten Reihe nahe der Seebrücke steht das Seehotel Ahlbecker Hof. 1890 fertiggestellt ist es eines der schönsten Hotels in Ahlbeck.

Wohl fast ebenso spektakulär ist die Seebrücke in Heringsdorf: mit 508 Metern Länge die größte an der deutschen Ostseeküste. Auch das ist einzigartig: Der erste Abschnitt der Seebrücke ist überdacht und beherbergt knapp 30 Geschäfte. Am Ende der Seebrücke sollte man sich im italienischen Restaurant „Rialto“ niederlassen und versuchen, ob man die Pizza mit 13 Zentimetern Durchmesser schafft. Dabei genießt man einen umwerfenden Blick auf  den Strand und Heringsdorf – bei „Küstennebel“ ein  außergewöhnlicher Anblick.

Schön ist auch die Seebrücke in Bansin mit ihren 285 Metern. Zu einem außergewöhnlichen Wahrzeichen ist die 2021 eröffnete Seebrücke in Koserow geworden. Die nach drei Jahren Bauzeit fertiggestellte Seebrücke kann mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: Die auf 67 Pfeilern errichtete, wellenförmige Konstruktion ragt auf 280 Metern elegant in die Ostsee hinein. Der maritime Blickfang ist 3,50 Meter breit und für den Brückenbelag wurde ausschließlich nachhaltiges Tropenholz verwendet. Sogar Brautpaare können sich auf dem Logenplatz das Ja-Wort geben.

Von der Küste ans Achterwasser

Das Achterwasser hat nicht nur Künstler wie Maler Otto Niemeyer-Holstein fasziniert, sondern ist auch ein Paradies für Kanufahrer. ©Usedom Tourismus GmbH / MarTiem Fotografie

Nach den Sehenswürdigkeiten an der Küste  zieht es uns in die unberührte Natur, an das Achterwasser, eine seeartige Erweiterung des in die Ostsee mündenden Peenestroms. Schon der Maler Otto Niemeyer-Holstein (1896 – 1984)  liebte die Landschaft und hat sich in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts an der schmalsten Stelle der Insel, in Lüttendorf niedergelassen.  In dem heutigen Museum können Sie die Werke des Künstlers an dem Ort erleben, an dem sie zum größten Teil entstanden sind. Heute schätzt die Malerin Ute Wittig-Weißensee den Charme dieser  Region und hat in Neppermin eine Galerie, in der sie ihre eigenen Bilder ausstellt (Am Nepperminer See 2). Von Neppertin  kann man auch zu einer Schiffstour mit dem Segelschoner „Weisse Düne“ über den Achtersee aufbrechen. Jane Bothe fährt seit 12 Jahren als Kapitänin an Bord der „Weissen Düne“ und weiß manche Geschichte aus der Region zu erzählen (www.weisse-duene.com).

Schlösser und Hotels verwandeln sich in Konzertbühnen

In wenigen Tagen erwartet die Usedomer Gäste das größte und berühmteste Insel-Event: das alljährlich stattfindende Usedomer Musikfestival. Vom 16. September bis zum 7. Oktober steht im Festjahr „30 Jahre Usedomer Musikfestival“ mit Lettland, eines der sangesfreudigsten Länder der Ostseeraum im Mittelpunkt. Auf dem Eiland an der Pommerschen Bucht verwandeln sich Schlösser, kaiserzeitliche Hotels, aber auch Ateliers in internationale Konzertbühnen. Das Spektrum reicht von geistlicher Musik des Mittelalters aus der Blütezeit der Hanse, dörflicher Folklore bis zum klassischen Lied- und Operngesang mit der Sopranistin Marina Rebeka (www.usedomer-musikfestival.de). Auf jeden Fall ist dieses Event ein krönender Abschluss jeder Usedom-Reise. Sollten Sie es dieses Jahr verpassen, freuen Sie sich schon auf das Usedomer Musikfestival 2024!

Weitere Infos: www.usedom.de und www.travelcharme.com