Die Skulpturengruppe „Mr. Pinocchio“ des chinesischen Künstlers LIU Ruowang. ©Stefan Fuhr

Büdelsdorf: Kunsthauptstadt Europas

Jedes Jahr im Sommer findet in der Schleswig-Holsteinischen Kleinstadt die NordArt, eine der größten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst statt

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Erstellt von: Stefan Fuhr

Büdelsdorf, eine Kleinstadt im Herzen von Schleswig-Holstein gelegen, hat knapp 11.000 Einwohner und ist vielen wahrscheinlich nur von der A7-Ausfahrt oder vom Durchfahren bekannt. Bei Kunstliebhabern ist das aber ganz anders. Denn Büdelsdorf wird jedes Jahr im Sommer zur „Kunsthauptstadt“ in Europa. Die NordArt ist eine der größten jährlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa und findet dieses Jahr bereits zum 24. Mal statt. Der Industriecharme der 22.000 qm großen Halle der ehemaligen Eisengießerei „Carlshütte“ schafft eine einmalige Atmosphäre. Zusammen mit dem weitläufigen, 80.000 qm großen, Skulpturenpark und der Wagenremise wird ein einmaliger Blick auf die Kunst ermöglicht. Kunst, sagt der Chefkurator der NordArt, Wolfgang Gramm, sucht Antworten auf alles, was den Menschen bewegt und berührt, und der Mensch kann Antworten in der Kunst finden.

Die übergroßen Affenmenschen „Original Sin“ von LIU Ruowang sind fast schon ein Markenzeichen der NordArt. ©Stefan Fuhr

Jedes Jahr werden 200 Künstlerinnen und Künstler aus rund 3000 Bewerbungen von den Kuratoren Wolfgang Gramm und Inga Aru ausgewählt, deren Werke dann zu einem gemeinsamen Erlebnis verknüpft werden.

Der Länderfokus liegt in diesem Jahr auf der Kunst der Türkiye. Gleich 17 Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre Werke. Kunstvoll zerschnittene und neu arrangierte Orienteppiche, kleine und (sehr) große Skulpturen oder auch viele Bilder lassen die Besucher staunen. Kemal Tufan, Kurator des Türkischen Pavillons, erklärt: „Die Türkiye wurde als Fokusland ausgewählt, noch bevor sie die schreckliche Erdbebenkatastrophe erlebte. Wir glauben, dass die Ausstellung in diesem Zusammenhang noch mehr an Bedeutung gewonnen hat. Lassen Sie uns gemeinsam auf die konstruktive und heilende Kraft der Kunst setzen.“ 

„Fragile“ von Ayla Turin ist zu finden im Türkiye Pavillon. ©Stefan Fuhr

Michał Jackowski ist der Publikumspreisträger der letztjährigen NordArt und kommt in diesem Sommer mit einer speziell für die Ausstellung konzipierten Arbeit wieder. Das Projekt ist eine visuelle Beschreibung der zeitgenössischen Kultur, die vom Konsumismus beherrscht wird. Der Bildhauer spielt sowohl mit antiken Formen als auch mit solchen aus der weltweiten Popkultur des 20. Jahrhunderts. In einer Art Moralspiel stellt Jackowski Fragen nach universellen Werten und Gesetzen. 

Ein Markenzeichen der NordArt ist zeitgenössische Kunst aus China. Durch die langjährigen Kontakte zur chinesischen Kunstszene, ist es immer wieder möglich namhafte Künstlerinnen und Künstler vorzustellen. Unter anderem sind in diesem Jahr Werke von YUE Minjun, XIANG Jing und ZHOU Song zu sehen. Der Träger des NordArt-Preises 2022 ist LIU Ruowang. Seit 2016 sind viele seiner Hauptwerke in der NordArt zu Hause und hatten als Botschafter immer wieder „Ausflüge“ zu Kooperationspartner in ganz Europa. Seine sehr großen Affenmenschen „Original Sin“ – sie standen auch schon in Hamburg auf der Mönckebergstraße – oder die Gruppe „Mr. Pinocchio“ sind dem Stammpublikum bestens bekannt. Ebenfalls Träger des Publikumspreis der NordArt 2022 ist WU Guoyong. In diesem Jahr stellt er seine neue Fotoserien „Whitehouse“ & „Blockhaus“ aus. 

In den weitläufigen Hallen der „Carlshütte“ kann der Besucher die Kunstwerke bestaunen. ©NordArt/Jörg Wohlfromm

Die Schuhcharakterköpfe von Dejo Denzer hat das NordArt-Publikum ebenfalls so begeistert, dass auch er mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Ihn faszinieren Wahrnehmungsphänomene im optischen wie auch im übertragenen Sinn. In diesem Jahr zeigt er seine fabelwesenartigen Fischreliefs aus ausgedienten Musikinstrumenten. 

Sehr spannend ist auch das Sonderprojekt „To be A Muse“. Die Fotokünstlerin Lilya Corneli zeigt Interpretationen von berühmten Gemälden. Ihre Modelle orientieren sich an den Meisterwerken, spielen aber mit der Zeit – mischen Accessoires und ersetzen historische Kostüme durch moderne Kleidungsstücke. Die von Generationen bewunderten Musen spiegeln sich in realen Frauen wider. Bei unserem Besuch haben wir einen kleinen Wettstreit veranstaltet: Wer hat die meisten Gemälde erkannt?

Der polnische Künstler Michał Jackowski hat das Werk „Antique Games“ erschaffen. ©Stefan Fuhr

Wer jetzt mit den Namen der Künstlerinnen und Künstler (noch) nichts anfangen konnte – keine Angst: Die NordArt ist eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst, auf der jeder etwas für sich entdecken kann. Jeder wird sein persönliches Highlight finden – ob die (übermenschlich großen) Skupturen, die Waves aus Tausenden von Seidenstoffstreifen, Videoinstallationen oder die vielen Fotografien oder gemalten Kunstwerke. Man kann seine eigene Interpretation finden, oder einen Deepdive mittels eines QR-Codes zu jedem Ausstellungsstück unternehmen.

Das Kunstwerk Carlshütte ist eine Non-Profit-Kulturinitiative der international tätigen ACO Gruppe und der Städte Büdelsdorf und Rendsburg und ein besonderer Ort für Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Kulturveranstaltungen. Gastgeber und Hauptsponsor im Kunstwerk Carlshütte ist das Unternehmerehepaar Hans-Julius und Johanna Ahlmann. 

„Kuvyt“ hat der Künstler Lubo Mikle aus der Slowakei sein Kunstwerk aus Containerboxen genannt. ©NordArt/Jörg Wohlfromm

Die NordArt 2023 hat noch bis zum 8. Oktober täglich – außer montags – von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

Adresse: Vorwerksallee, 24782 Büdelsdorf
Kontakt: 04331-354 695 

info@kunstwerk-carlshuette.de 

www.nordart.de 
www.youtube.com/@nord_art 

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