Odense auf der dänischen Insel Fünen ist ein Geheimtipp für alle, die Ruhe und Kultur vereinen möchten. Die Stadt begeistert mit charmanten Vierteln, kreativem Flair und einer tiefen Verbindung zum berühmten Märchenerzähler Hans Christian Andersen. Zwischen moderner Streetfood-Kultur, verwunschenen Altstadtgassen und beeindruckenden Museen erleben Besucher bei einem Städtetrip nach Odense ein märchenhaftes Wochenende voller Entdeckungen.
Wer schon hungrig am Bahnhof Odense ankommt, begibt sich am besten direkt auf den Weg über die Byens Brücke in das urbane Hafenviertel von Odense. Am Ende der Brücke erstreckt sich ein kleines Industriegebiet, in dem die ehemalige Verpackungsfabrik der Firma Eric Storm liegt. Sie wurde unlängst in den hipsten Kulinarik-Hotspot der Stadt verwandelt: das Storms Pakhus. Zwischen zahlreichen Food Ständen mit kulinarischem Angebot aus aller Welt laden Lounges mit Sesseln und Sofas zum Entspannen ein. Im hinteren Teil der Halle verkaufen lokale Designer ihre Kunst.
Hinter dem Foodie-Mekka liegt das Hafenviertel. Neben einem Apartmenthauskomplex, der wie ein Eisberg aus dem Boden ragt, liegt das Odense Havnebad, ein Schwimmbad, dessen Nutzung kostenfrei ist. Der einstige Industriehafen von Odense hat längst ausgedient und wurde in ein hippes Viertel mit modernen Apartmenthäusern, Skatehallen und Cafés in ausrangierten Schiffscontainern verwandelt. In den alten Industriehallem befinden sich CrossFit Parcoure, Basketball- und Fußballfelder. Es gibt eine Minigolfbahn und ein Beachvolleyball Feld.
Für einen abendlichen Absacker Abend geht es auf die andere Seite der Stadt ins Anarkist in der Albani Brauerei. Im Probierraum mit hohen Industriedecken, an denen dicke Rohre zur Brauerei laufen und von denen große Metalllampen herunter baumeln, steht in der Mitte eine Bar mit 24 Zapfsäulen. Aus ihnen wird selbstgebrautes Bier gezapft. Die Sorten ändern sich permanent und es gibt immer wieder neue Kreationen zu entdecken. Zum Barkonzept gehört ein Pop-up-Restaurant. Auf der Anarkist Webseite steht, welche Köchin oder welcher Koch aktuell die Löffel schwingt.
Kunstvoll geht es im im Latin Quarter von Odense zu, das sich westlich vom Stadtzentrum befindet. Das Areal einer ehemaligen Textilfabrik ist das kulturelle und kulinarische Mekka von Odense. In den kleinen Gassen zwischen den Gebäuden aus gelben Ziegeln befinden sich viele Kunst- und Design-Shops, die eine kreative Atmosphäre schaffen. Das Herzstück des Viertels ist die ehemalige Textilfabrik, die heute das moderne BRANDTS Kunstmuseum beherbergt.
Odense ist im wahrsten Sinne des Wortes eine märchenhafte Stadt. Einer der bekanntesten Märchenerzähler der Geschichte kommt aus Odense: Hans Christian Andersen. Aus seiner Feder stammen Märchen wie „Die Prinzessin auf der Erbse“ oder „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“. In der kleinen verwunschenen Altstadt sind die Häuser schief und ihre Fassaden bunt. Sie reihen sich zu beiden Seiten entlang der Kopfsteinpflasterstraßen auf. Fußspuren auf dem Straßenpflaster weisen den Weg durch die Altstadt zu Orten, die für den Märchenerzähler von Bedeutung waren.
Auf den Spuren von Hans Christian Andersen
Der beste Start, um in die Märchenwelt einzutauchen, ist das H.C. Andersen Museum, das die faszinierende Welt des berühmten Märchendichters auf innovative Weise zum Leben erweckt. Es nutzt modernste Technik und interaktive Ausstellungen, um Besuchenden ein immersives Erlebnis zu bieten. Die Architektur des Museums ist inspiriert von Andersens Geschichten und schafft eine magische Atmosphäre. Sie spiegelt die Symbolik und Bedeutungen seiner Werke wider. Auch vor den Türen bietet das Museum wunderschöne Gärten und Kunstinstallationen, in den man wie im Märchen schlendern kann.
Vom Museum ist es nicht weit bis zu dem kleinen gelben Eckhaus, in dem der Schriftsteller 1805 geboren wurde. Etwa hundert Jahre später wurde es als Museum eröffnet und zählt deswegen zu den ältesten Dichtermuseen der Welt. Die heutige hübsche bunte Altstadt war zu Andersens Zeiten ein eher düsteres Viertel. Teilweise lebten in diesem kleinen Häuschen bis zu fünf Familien. Die Kindersterblichkeit war seinerzeit sehr groß, weswegen ein Pfarrer Andersen direkt am Tag seiner Geburt taufte.
Viel pompöser ging es damals in den nur fünf Gehminuten entfernten Straßen Overgade und Nedergade zu, wo im Mittelalter die Oberschicht ihre Häuser und Geschäfte besaß. Die Gebäude sind deutlich größer als das Geburtshaus von H.C. Andersen, mit starkem Fachwerk und mehreren Etagen. Heute neigen sich die alten Wände zur Seite; auch im Kramboden – einem sehenswerten Laden mit Küchenutensilien aus vergangenen Zeiten. Über das ganze Stadtzentrum sind Skulpturen verteilt, die Szenen aus den Märchen von H.C. Andersen zeigen. So auch am Ende der Nedergade, wo das Denkmal vom Standhaften Zinnsoldaten steht. Die Pfähle, die die Grenze zwischen dem Fußweg und der Straße markieren, sollen die Kameraden des Zinnsoldaten symbolisieren. In einem von ihnen befindet sich ein süßes Geheimnis: Dem Künstler, der die Soldaten in Form gegossen hat, ist bei der Arbeit ein Gummibärchen in die Masse gefallen. Anstatt es herauszunehmen, hat er es mit verarbeitet, so dass es auch heute noch am Fuß des äußersten Pfahls zu sehen ist.
Von dem Platz des Zinnsoldaten aus führt die Paaskestræde zum Odense Fluss hinunter. Hier steht das Schulgebäude, in dem sich die Schule für arme Kinder befand, in die Andersen gegangen ist. Durch das leichte Gefälle zum Fluß hinab und wegen der wunderschönen Häuserfassaden, an denen meterhoher Fingerhut in bunten Farben blüht, ist die Paaskestræde das perfekte Postkartenmotiv für Odense. Unten am Flussufer befindet sich ein Waschplatz, der früher die Wirkungsstätte von H.C. Andersen Mutter, einer Waschfrau, war. Am Fluss entlang ist es nicht weit zum Park an dem die Sankt Knuds Kirche steht. An dieser Stelle führt auch eine kleine hölzerne Brücke auf eine Insel im Fluss hinüber. Auf dem Wasser unter der Brücke schwimmt die Skulptur eines stählernen Papierboots. Das Boot erinnert ebenfalls an das Märchen vom standhaften Zinnsoldaten. Als zwei Jungs ihn finden, bauen sie ihm ein Papierboot und schicken ihn in der Straßenrinne auf große Reise.
Rechts vom Fluss, einen kleinen Hügel hinauf und direkt nebem dem Rathausplatz. steht die Sankt Knuds Kirche. Ein Metallschild mit König Knud IV darauf hängt über dem Eingang des Rathauses. Von 1080 bis 1086 war Knud der König von Dänemark. Nach seinem Tod wurde er von der römisch katholischen Kirche heilig gesprochen. In der Sankt Knuds Kirche können die sterblichen Überreste von König Knud besichtigt werden.
Mit dem Boot ins Mittelalter
Von der Altstadt aus geht es ins Grüne. Vom kleinen Bootshafen am Munke Mose Park erstreckt sich Richtung Süden eine grüne Ader entlang des Flusses. Von Mai bis Ende August schippern Schiffchen mehrmals am Tag auf dem Odense Fluss herum. Insgesamt dauert die Rundfahrt eine Stunde. Es gibt drei Haltestellen: Munke Mose, am Zoo und an Eriks Bøghs Sti in Fruens Bøge. Die Fahrt führt an den großen Villen von Odense mit ihren traumhaften Gärten vorbei, mitten in die schöne Natur hinter Odenses Stadtgrenzen.
Für eine Zeitreise lohnt sich der Ausstieg am Eriks Bøghs Sti aus. Von dort sind es nur noch 15 Gehminuten bis Den Fynske Landby, einem Freilichtmuseum, das das Leben auf der Insel im 19. Jahrhundert darstellt. Gleich hinter dem Besucherzentrum schallt der Hufschlag der Pferden durch das Dorf. Im fünischen Dorf führen Stolpersteinwege an alten Fachwerk-Bauerhäusern vorbei. Um die Häuser herum wachsen Blumen in üppigen Gärten. Eine Windmühle dreht sich gemächlich im Wind. Eine Vielzahl der Häuser lässt sich auch von innen besichtigen. In den Sommermonaten bestellen in Gewänder gehüllte Schauspieler die Felder, waschen Wäsche oder versorgen die Pferde, die auf der Koppel grasen. Es gibt Obstgärten, Hopfengärten und kunterbunte Blumengärten. Im Sortebro Kro, dem Dorfrestaurant, zu dem auch das Café Kostruen gehört, wird mit Smørrebrød oder selbstgemachten Kuchen für das leibliche Wohl gesorgt bis es letztlich wieder zurück in die Gegenwart geht.
Anmerkung der Redaktion:
Diese Reise fand mit Unterstützung von Visit Denmark statt.