„Herrliche Berge, sonnige Höhen…“ sang die Almchefin fröhlich zu ihren Gitarrenklängen. Von wegen sonnige Höhen! Auf der Wanderung von dem Ort Großarl im Salzburger Land zur Heugathalm auf 1235 Metern Höhe begleitete uns ununterbrochen der berühmte Salzburger „Schnürlregen“, im allgemeinen lang anhaltend. Der eineinhalbstündige Aufstieg bei dem gleichmäßigen Nieselregen hat es für uns untrainierte Großstädter in sich. Aber als oben auf der Alm Chefin Elisabeth dieses Volkslied anstimmte, war der feuchte, steile Aufstieg blitzschnell vergessen. Wir fühlten uns in der urigen holzgetäfelten Hütte aus dem Jahr 1637 rundum wohl und genossen wie die anderen Gäste die Musik und die heimelige Hüttenatmosphäre. Dazu servierte uns Theresa eine schmackhafte Brettljause. So ist auch ein Regentag im Tal der Almen ein tolles Erlebnis.
Auf seine 40 Almen ist das Großartal mit dem Hauptort Großarl, eine Autostunde von Salzburg entfernt, stolz. „Wir sind schon das 14. Mal hier“, versicherte in der Heugathalm ein Männer-Trio aus Paderborn. „Aber noch längst haben wir nicht alle Almen erkundet.“ Aufgrund seines Reichtums an bewirtschafteten Almen wird das Großartal auch „Tal der Almen “ genannt. Rund 400 Kilometer markierte Wanderwege führen zu den 40 Almhütten, von denen eine gemütlicher ist als die andere. Unsere weiteren Tipps: Erst mal geht es zur Gerstreitalm. Die 1575 Meter hoch gelegene Alm (etwa eine gute Stunde Fußweg) bietet einen herrlichen Blick ins Tal. Da uns mal wieder der Schnürlregen erwischt hat, lassen wir uns in der warmen Stube nieder und genießen eine Käsejause. Danach spendiert uns die Sennerin noch einen selbst gebrannten Enzianschnaps – das Schnapsbrennen ist eine Leidenschaft des Chefs Josef Laireiter. Wer Lust hat, kann auf der Hütte übrigens auch nächtigen.

Seit 2014 zählt das Großarltal auch zu den ausgewählten Genussregionen Österreichs und liefert mit dem Sauerkäse („Sauerkas“) eine typische Spezialität der Gegend. Es ist eine besondere Art von Graukäse, man bereitet ihn ohne Zusatz von Lab oder anderen Gerinnungs- und Reifemitteln zu. Wir testen ihn auf der 1603 Meter hoch gelegenen Karseggalm. Sie ist mit über 400 Jahren die älteste Hütte des Tales. Jeden Donnerstag von Juli bis Ende September ab 11 Uhr kann man zusehen, wie der Sauerkäse hergestellt wird und natürlich ihn auch kosten. Besonders eindrucksvoll ist auch in der Hüttenmitte die offene Feuerstelle, wo seit Generationen in zwei großen Kupferkesseln auch heute noch täglich gekocht und gekäst wird.

Endlich zeigt sich das Großarltal bei strahlendem Sonnenschein und da macht das Wandern gleich noch mehr Spaß. Da wir schon etwas geübter sind, zieht es uns auf die höchst gelegene Alm im Großarltal: die Saukaralm auf 1820 Meter Höhe (Gehzeit zirka zwei Stunden). Die Aussicht ist einzigartig – das Panorama reicht von den Hohe Tauern, zum Hochkönig und weiter zum Tennengebirge. Sonnenuntergänge sind hier atemberaubend.

Wer es naturnahe mag, kann im Großarltal in einer der vielen Hütten übernachten. Wer die Bequemlichkeit bevorzugt, nächtigt aber in einem der vielen exzellenten Hotels in Großarl. Wir entscheiden uns für den Nesslerhof, ein Vier-Sterne-Superior-Haus. Nach den vielen Wanderungen eine gute Entscheidung: Ein großer Innen- und Außenpool und ein Naturbadeteich machen beim Schwimmen müde Gelenke wieder munter.

Im Sommer 2023 hat das Hotel seine riesige Gartenanlage nochmals großzügig erweitert. Der einladende Infinitypool reicht jetzt direkt bis in den umgebenden Naturbadeteich und vermittelt einem beim Schwimmen das Gefühl von endloser Weite. Auch im Receptions- und Restaurantbereich ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Eine riesige Hotelbar ist jetzt das Herzstück im Erdgeschoss, wo sich alles trifft. Rundherum reihen sich zahlreiche gemütliche lichtdurchflutete Stuben mit Blick auf den Badeteich. So hat man nie das Gefühl, in einem so großen Hotel zu sein. Und auch die Terrasse hat eine raffinierte Überdachung bekommen. So kann man auch bei Schnürlregen draußen sitzen, so die Temperaturen das zulassen. Und die hervorragende Küche von Hermann und Tina Neudegger sorgt dafür, dass wir wieder „zu Kräften“ kommen. Denn wir wollen ja noch auf die Bichlalm, die aufgrund ihrer sonnigen Lage zu den schönsten Almhütten im Tal zählt. Ja, schaffen werden wir alle 40 Almhütten nicht. Aber wiederkommen werden wir gewiss. Denn wie lautet noch der Spruch, der an der Wand der Gerstreitalm hängt: „Menschen, die in die Berge wandern, wiederspiegeln Sonnenlicht, jene, die im Tal geblieben, verstehen ihre Sprache nicht!“
Weitere Infos: www.grossarltal.info und www.nesslerhof.at